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25. 08. 99 Feuilleton

Almanie

Diese Nacht gehört ihr: Alma Mahler, geborene Schindler, spätere Gropius, spätere Werfel. Eine Frau, wie vom Gott der Libido erschaffen; schön, leidenschaftlich, stark. Ihre Liebhaber gehörten zu den bedeutendsten Künstlern ihrer Zeit. Denn Alma stand auf Genies. Ihnen war sie Mutter, Muse und Maitresse. Sie soll gesagt haben: „Nichts schmeckt so gut wie das Sperma eines Genies.“ Eine Genießerin.

Oh, wilde, grausame Alma! Der Komponist Gustav Mahler, Ehemann Nummer eins, ist an ihrer Liebe zugrunde gegangen. Vorher war er reif für eine Analyse bei Freud. Der Architekt Walter Gropius, Ehemann Nummer zwei, war ein Spielzeug in ihren Händen. Allerdings: „Der einzige Mann, der sich rassisch mit mir messen konnte“. Der Dichter Franz Werfel, Ehemann Nummer drei, war ihrem Körper verfallen. Er schrieb: „Sie gehört zu den ganz wenigen Zauberfrauen, die es gibt.“ Auch der Maler Oskar Kokoschka erlag ihrem Zauber. Mit ihm erlebte Alma einen exzessiven amour fou.

Im Sanatorium Purkersdorf bei Wien, einem leerstehenden Jugendstilbau, sind sie alle noch einmal versammelt. Wiedergänger aus einer versunkenen Zeit. Sie sind gekommen, um ihr Leben und Lieben noch einmal zu durchleiden – und damit ihr zu huldigen: Alma, ihrer Königin. Zum Leben erweckt hat sie der Wiener Schauspieler und Regisseur Paulus Manker, genialischer Künstler und Alma-Verehrer auch er. Zusammen mit dem israelischen Autor Joshua Sobol hat er vor drei Jahren ein Stück entwickelt, das dem aufregenden Leben der Alma Mahler-Werfel in nichts nachsteht: „Alma – A Show Biz ans Ende“ – eine Theaterreise durch das Leben und die Zeit einer außergewöhnlichen Frau.

Das Stück war 1996 der Überraschungserfolg der Wiener Festwochen und ist inzwischen Kult. Es gibt eine Verfilmung. Und es gibt richtige Almaniacs, die mehrmals in der Aufführung waren und immer noch fürchten, sie hätten irgendwas verpasst. Was durchaus der Fall sein kann bei einem Stück, das simultan an verschiedenen Orten spielt. „Alma“ ist Synchrontheater, ein „Polydrama“ für Zapper und Theatersurfer. Der Zuschauer muss selbst entscheiden, wohin er sich bewegen, welchen Figuren und welcher Alma – es gibt vier, eine alte und drei junge – er folgen soll. Mit Gustav Mahler (Helmut Berger) in den Salon oder doch lieber gleich zu Werfel (Nikolaus Paryla) in den Badesaal? Jeder puzzelt sich sein Bild von Alma selbst zusammen und erfasst doch nie das ganze.

Alle Räume werden bespielt, vom Keller bis hinauf in den alten Speisesaal, der umfunktioniert wurde zum Salon. Auch draußen, im Park, spielen Szenen: Mahlers Beerdigung, Werfels Reise nach Palästina, die Flucht vor den Nazis. Theater in ständiger Bewegung. Georg Resetschnig hat das denkmalgeschützte Haus – ein Bau des Architekten Josef Hoffmann – bis ins kleinste Detail im Stil der Jahrhundertwende eingerichtet. In den Zimmern: alte Teppiche, Gemälde, Antiquitäten, Fauteuils. Überall brennende Kerzen. Bei der 100. Vorstellung am vergangenen Wochenende – mit Feuerwerk und Polit-Prominenz – kokelte die Weste eines Zuschauers an. Schlimmeres ist bisher aber noch nicht passiert.

Eigentlich ein Wunder. Wie vieles an diesem Abend. Der reibungslose Ablauf der Inszenierung; ihre atmosphärische Dichte; die Intensität der Schauspieler, die mitten unter den Zuschauern agieren: ein Theaterwunder. Und ein Theaterglück. Man müsste es den Menschen auf Rezept verschreiben: Ein Besuch bei „Alma“ im Sanatorium Purkersdorf. Doch die vierte Staffel ist jetzt abgespielt, und ob er Lust auf eine fünfte und das nötige Geld dazu hat, bezweifelt Paulus Manker. Eventuell wird das Stück auf der Expo 2000 in Hannover gezeigt. Ein Gebäude wird noch gesucht. Liebe Hannoveraner, gebt notfalls Schloss Herrenhausen. Es lohnt sich.

Christine Dössel

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