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Das Polydrama
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Sobol
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13c UNPACKING OF THE DOLL
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RESERL    klopft.

OSKAR    Wer ist da?

RESERL   klopft.

OSKAR   Wer ist denn da?!!!

RESERL   Haben Sie mich gerufen, Rittmeister?

OSKAR   Ja, Reserl. Ich habe Sie gerufen. Bitte kommen Sie herein – und machen Sie die Tür hinter sich zu.

RESERL   Zu Befehl, Herr Rittmeister.

OSKAR   Reserl, Ich muss Sie etwas fragen. Hören Sie mir genau zu und lassen Sie sich Zeit, bevor Sie antworten. Wenn Sie jetzt «ja» sagen, gibt es kein zurück mehr. — Soll ich fortfahren, oder möchten Sie, dass wir hier abbrechen und diese ganze Unterhaltung vergessen?

RESERL   Fortfahren, Rittmeister. Bitte fortfahren.

OSKAR   Reserl, ich möchte Ihnen ein sehr kostbares Geheimnis anvertrauen.

RESERL   Oh! — Hat es etwas mit dem großen Paket zu tun, das heute früh aus München angekommen ist?

OSKAR   Hat jemand mit Ihnen darüber gesprochen? Hat irgendjemand etwas zu Ihnen darüber gesagt?

RESERL   Nein, Rittmeister.

OSKAR   Dr. Posse?!!

RESERL   Niemand hat mit mir gesprochen.

OSKAR   Woher wissen Sie denn dann, dass es sich um das Paket handelt?

RESERL   Ich habe gesehen, wie aufgeregt Sie waren, als es gebracht wurde, Rittmeister.

OSKAR   Reserl, ich möchte Ihnen eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe übertragen.

RESERL   Zu Ihren Diensten, Rittmeister.

OSKAR   Kann ich Ihnen vertrauen? Ich meine, so wie ich mir selbst vertrauen kann?

RESERL   Sie können mir noch viel mehr vertrauen, Rittmeister.

OSKAR   Wie ist das möglich?

RESERL   Sie lieben sich selbst nicht so sehr wie... man Sie lieben könnte.

OSKAR   Reserl, ich habe Sie gerufen, weil ich es nicht über mich bringe, das Paket selbst zu öffnen. Es enthält etwas sehr Kostbares, etwas sehr Wertvolles, nach dem ich mich schon seit Wochen sehne, dessen Ankunft ich auch kaum erwarten konnte, aber dessen Anblick ich fürchte wie den Tod. Sie denken jetzt wahrscheinlich, ich bin verrückt.

RESERL   Oh nein, Rittmeister. Dieses Gefühl ist mir sehr vertraut. Es überkommt mich jeden Morgen, bevor ich Ihr Zimmer betrete, um Ihnen das Frühstück zu bringen.

OSKAR   Fühlen Sie sich imstande, das Paket an meiner statt zu öffnen?

RESERL   Sie möchten wirklich, dass ich das Paket für Sie öffne?

OSKAR   Ja.

RESERL   Dann werde ich es tun.

OSKAR   Ich danke Ihnen, Reserl. Ich werde jetzt meine Augen schließen, Sie werden das Paket öffnen, es auspacken, anschauen - und mir dann ganz genau berichten, was Sie sehen. (Oskar schließt die Augen.)

RESERL   (löst die Schnüre, reißt das Packpapier auf, sieht eine seltsame Kiste.) Sind Sie sicher, dass ich die Kiste für Sie öffnen soll, mein Rittmeister?

OSKAR   Ja, das bin ich. Machen Sie sie auf!

RESERL   Gut. Ich mache Sie auf. (öffnet die Kiste, zieht den Stoff zurück und stösst einen Schrei des Abscheus und Entsetzens aus.) Ughghghgh!

OSKAR   Was ist denn, Reserl? Was ist los?

RESERL   Was für ein abscheuliches Monstrum. Das ist... (stutzt:) Soll das eine Frau sein?!

OSKAR   Sieht Sie nicht so aus?

RESERL   Ich weiß nicht...

OSKAR   Sieht sie nicht – lebendig aus?

RESERL   Nein, sie sieht wie verwest aus. Es ist grauenvoll.

OSKAR   Wie alt schätzen Sie sie?

RESERL   Keine Ahnung, Rittmeister. Das ist schwer zu sagen. Vielleicht fünfunddreißig oder vierzig. Oder... sechzig. Ich kann es wirklich nicht sagen.

OSKAR   Beschreiben Sie sie mir. In allen Details. Wie ist der Kopf?

RESERL   Oh, es ist ein großer Kopf. Ein sehr großer Kopf. Mit vielen Falten.

OSKAR   Der Nacken?

RESERL   Dick. Sehr dick.

OSKAR   Der Bauch?

RESERL   Der Bauch ist aufgeschwollen wie ein Ballon. Und die Brüste sind... riesig. Und schwer.

OSKAR   Kann man Ihren Mund öffnen?

RESERL   Ja, ja. Den Mund kann man öffnen. Ganz weit.

OSKAR   Und was ist darin? Hat sie Zähne? Hat sie eine Zunge?

RESERL   (greift widerwillig hinein) Ja, eine Zunge hat sie. – Zähne nicht.

OSKAR   Schade. Das hatte ich gehofft. — Ist sie nackt oder angezogen?

RESERL   Sie ist angezogen.

OSKAR   Wie sieht ihre Haut aus? Ihre Haut... Ist sie... Ist sie...?

RESERL   Sie sieht sehr ungesund aus, Rittmeister. Es sieht aus wie eine Hautkrankheit... wie ein Eisbärfell. Ich fürchte, sie ist verrunzelt.

OSKAR   Können Sie nicht ein bisschen genauer sein?!

RESERL   Najaaaa... Es ist, als ob sie Fettpolster unter ihrer Haut hätte. Sie bilden eklige und borstige Unebenheiten rund um die Finger und an den Knöcheln... Und das zieht sich bis über die Unterarme und sogar am Ellenbogen...

OSKAR   Genug! Genug!! – Noch eine Frage, Reserl: Wie ist ihr Gesicht, ihr Ausdruck, ihr Gesichtsausdruck?

RESERL   Hart. Streng. Unerbittlich. Ganz das Gegenteil einer... ohne menschliche Regung. – Der Ausdruck ist so... als ob sie sich über etwas lustig macht...

OSKAR   Danke. – Reserl? Bitte, würden Sie sie auch für mich ausziehen?

RESERL   Ja, mein Rittmeister, selbstverständlich.

OSKAR   Dann tun Sie das bitte. Und sagen Sie mir, wenn Sie so weit sind.

RESERL   (bringt die Puppe in Position und versteckt sich dahinter) Ich bin soweit, Rittmeister. Sie ist... entblößt.

OSKAR   öffnet die Augen und erblickt die Puppe. Oskar schließt die Puppe in seine Arme, Reserl gibt willig nach, indem sie die Puppe mit aller Zärtlichkeit und Liebe manipuliert, die sie selbst für Oskar empfindet. Sie tanzen zur Musik.