Anna Mahler (1904 - 1988)
Bildhauerin & Almas zweite Tochter

Hören Sie Anna Mahler's Stimme:
Über ihre Mutter Alma (1,7 MB)
Erinnerungen an ihren Vater Gustav Mahler (1,7 MB)

Anna («Gucki») verlor bereits im Alter von sieben Jahren ihren Vater Gustav Mahler und teilte von da an das unstete Leben ihrer Mutter Alma. Als kleines Kind saß sie stundenlang in Kokoschkas Atelier und schaute zu, wie er die «Windsbraut» malte, Gropius und Werfel wurden ihre Stiefväter. Häufige Ortswechsel, gepaart mit den wechselnden Freundschaften Almas prägen ihre Jugend. Nach anfänglichem musikalischem Interesse wurde sie Malerin und Bildhauerin und bekam 1937 für ihre Skulptur «weiblicher Akt» den Grand Prix der Pariser Weltausstellung. 1938 emigrierte sie nach London, was vor allem ein schmerzliches Ende ihrer herzlichen Verbundenheit mit dem bemitleidenswerten dritten Ehemann ihrer Mutter, Franz Werfel, bedeutete.

Alma and her daughter Anna Anna Mahler Anna in her studio in London

links: Alma mit ihrer Tochter Anna (um 1912)
Mitte: Anna Mahler
rechts: Anna in ihrem Studio in London (1948)


Anna Mahler ist eine faszinierende Gestalt der Kulturgeschichte. Die auch musikalisch Begabte entschied sich ganz bewusst für eine Laufbahn als bildende Künstlerin. Fritz Wotruba begleitete sie als wichtiger Ratgeber auf ihrem Weg zur Bildhauerei, die eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben sein sollte. Obwohl weit gehend außerhalb des Kunstbetriebs entstanden, hat ihr Werk einen sicheren Platz in der Geschichte der Skulptur des 20. Jahrhunderts.

Nach dem "Anschluss" im März 1938 musste Anna Mahler Österreich verlassen. Nicht nur ihre Biografie, zu der Lebenspartner wie der Komponist Ernst Krenek und der Verleger Paul Zsolnay gehörten, auch ihr bildhauerisches Werk mit den Porträtbüsten bekannter KünstlerInnen wie Arnold Schönberg, Alban Berg, Bruno Walter oder Julie Andrews zeigen ihre starke Vernetzung in der künstlerischen Szene ihrer Zeit. Der Freund und Verehrer Elias Canetti etwa hat ihr in seiner Autobiografie "Das Augenspiel" ein eindrucksvolles literarisches Denkmal gesetzt, Robert Neumann porträtierte sie in seinem Exilroman "The Inquest".

Eine Ausstellung zu Anna Mahlers 100. Geburtstag 2004 im Literaturhaus Wien entstand auf der Grundlage langjähriger internationaler Recherchen der Kunsthistorikerin und Journalistin Barbara Weidle. Sie beleuchtet einzelne Aspekte dieses reichen Lebens, das von Wien über das Londoner Exil nach Los Angeles und Spoleto nahe Rom führte. Neben ausgewählten Porträtköpfen und Kleinplastiken aus österreichischen Museen und Privatsammlungen dokumentieren Fotografien, Skizzen, Widmungsexemplare, Handschriften und Lebensdokumente - vieles davon bisher unbekannt - Anna Mahlers Leben und Werk.

Die Publikation "Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause", hrsg. von Barbara Weidle und Ursula Seeber, erschien im Weidle Verlag.