Sigmund Freud (1856-1939)
Psychoanalytiker
Als Gustav Mahlers Ehe 1910 nach Almas Begegnung mit Walter Gropius
in eine schwere Krise stürzte, wurde ihm empfohlen, Sigmund
Freud aufzusuchen, der sich auch bereit erklärte, ihn im niederländischen
Kurbad Leyden zu empfangen. Die Konsultation dauerte höchsten
vier Stunden und hatte trotzdem durchschlagenden Erfolg. In einem
Brief an seine Schülerin Marie Bonaparte äußert
sich Freud zu seiner Diagnose: «Mahlers Frau Alma liebte ihren
Vater Rudolf Schindler und konnte nur diesen Typus suchen und lieben.
Mahlers Alter, das er so fürchtete, war gerade das, was ihn
seiner Frau so anziehend machte. Mahler liebte seine Mutter und
hat in jeder Frau deren Typus gesucht. Seine Mutter war vergrämt
und leidend, und dies wollte er unterbewußt auch von seiner
Frau Alma.» Mit dieser Analyse gab Freud eine Art versteckte
Lizenz zum Inzest und bescherte den beiden dadurch letzte gemeinsam
glückliche Monate. Alma war empört, als Freud ihr kurz
nach Mahlers Tod im Mai 1911 ungeniert die Rechnung für diese
kurze analytische Sitzung in Leiden zusandte.
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